Manuel Sandmeyer - Schamanischer Praktiker

Die Rauhnächte – Hintergrund und Ritualvorschläge

Die Rauhnächte wurden bereits bei den alten Kelten und Germanen gefeiert und haben diese als Brauchtum über die Jahrtausende überdauert. Im gesamten europäischen Kulturraum haben Sie ihre Spuren hinterlassen, als die magische Zeit zwischen den Jahren, die für Abschluss, Einkehr und Vorrauschau genutzt wurde und wird. Aber was hat es mit dieser mystischen Zeit eigentlich auf sich, um die sich so viele Märchen und Legenden ranken?

Der Name Rauhnächte leitet sich, je nach dem wen man fragt, von Rauch, rau oder Rûh(altes Wort für Fell) ab. Ähnlich wie Samhain (Halloween) ist die Zeit der Rauhnächte eine Zeit, in der die Schleier zwischen den Welten besonders dünn sind. So gibt es Traditionen, die auch in den Rauhnächten das umhergehen von Geistern darstellen, als wilde Fellwesen, die durch die Wälder und Dörfer fegen. Mancherorts ist es auch heute noch streng verpönt, in den Rauhnächten Wäsche draußen aufzuhängen, denn die Geister könnten sich darin verfangen und Unglück bringen, für das nächste Jahr.

In den alten Kulturen und Traditionen, die sich noch auf Natur- und Geistwesen beziehen und noch eng mit dem Jahreskreis, den Zyklen von Sonne, Mond und der Natur verbunden sind, sind die Rauhnächte die Zeit, in der das Mondjahr (354 Tage) bereits abgeschlossen ist, das Sonnenjahr (365 Tage) den Jahreskreis aber noch abschließt. Und somit eine Zeit außerhalb der Zeit. Auch als die dunkelste Zeit des Jahres, rund um die Wintersonnwende, hat diese Zeit eine ganz besondere Qualität. Feinfühlige Menschen spüren das sofort. Die Kraft der Rauhnächte ist auch heute noch so stark, dass selbst unsere moderne Hochleistungs- und Hochgeschwindigkeitsgesellschaft sich eine kurze Verschnaufpause gönnt.

Die Rauhnächte strecken sich über 11 Tage und 12 Nächte, je nach Zählweise beginnen Sie am 21.12 (bis zur Nacht vom 01.01 auf den 02.01) oder am 25.12.(bis zur Nacht vom 05.01.auf den 06.01.) und bilden eine Art Kreis im Kreis. Sie werden als ein Abbild des neuen Jahres gesehen, als Reinigungs- und Erneuerungszyklus zwischen dem alten und dem neuen Jahr.

Für mich persönlich ist es die Zeit, in der wir in der Stille und Dunkelheit das entdecken, was im Verborgenen liegt. Im Bezug auf das alte Jahr, als Rückschau, und im Bezug auf das neue Jahr, als Vorschau.

Viele Kulturen haben ein regelrechtes System für die Rauhnächte entwickelt. In unserer multi-kulti-Kultur fällt es sicher leicht, 100 verschiedene Praktiken für sie zu finden. Wie bei jeder spirituellen Praxis sehe ich es entsprechend als die Aufgabe jedes Einlenzen an, sich ein persönliches Bild davon zu machen, was funktioniert und dient. Nimm einfach ein paar Impulse, die dir stimmig erscheint, die sich für dich gut anfühlen, sammle Erfahrung damit und wachse im Laufe der Zeit in deine persönliche Praxis hinein.

Hier findest du ein paar Inspirationen dazu:

1. Die Rauhnächte als Abbild des neuen Jahres & Räuchern

Jeder Nacht ist ein Monat, ein Thema und eine Räucherung zugeordnet:

  • 1. Nacht – Januar: zurückblicken, Altes loslassen | Weihrauch
  • 2. Nacht – Februar: still werden, zur Ruhe kommen | Weihrauch, Zedernholz
  • 3. Nacht – März: sich für andere und sein Inneres öffnen | Weihrauch, Wacholder
  • 4. Nacht – April: auf sein Inneres vertrauen | Weihrauch, Myrrhe, Tanne
  • 5. Nacht – Mai: sich Gutes tun, genießen | Weihrauch
  • 6. Nacht – Juni: verzeihen, vergeben, Beziehungen heilen | Beifuß, Wermut
  • 7. Nacht – Juli: die eigenen Gefühle wahrnehmen | weißer Salbei, Kampfer, Kiefernholz
  • 8. Nacht – August: Entscheidungen fürs neue Jahr treffen | Weihrauch, Myrrhe, Zedernholz
  • 9. Nacht – September: Impulse der letzten Nächte prüfen und sortieren | Myrrhe, Tanne
  • 10. Nacht – Oktober: achtsam werden für das, was ist | Kampfer, Weihrauch, Wacholderspitzen
  • 11. Nacht – November: dankbar sein für das, was ist | Weihrauch
  • 12. Nacht – Dezember: den Sinn der Impulse der letzten Nächte erkennen | Weihrauch, Myrrhe

Spüre in dich hinein und reflektiere, ob dieses System für dich passt. Informiere dich ggf. im Internet oder in Büchern, um noch andere Systeme zu finden. Ändere das System so ab, dass es für dich persönlich stimmt.

In dieser Inspiration ist ein offensichtlich ganz wichtiger Aspekt der Rauhnächte integriert: das Räuchern. Bei den Räucherungen für die Rauhnächte kannst du dich an ein System halten, oder einfach deiner Intuition folgen. Wichtig ist, dass du dir in dieser Zeit nicht zu viel aufbürdest, dich nicht zu sehr unter Druck setzt alles richtig zu machen. Lass den Geist der Nächte auf dich wirken!

Bei der Wahl der Themen ist mir persönlich wichtig, dass es sich am Ende um einen Reinigungs- und Aufbauzyklus handelt, der darin endet das neue Jahr vorzubereiten.

2. Die 13 Wünsche

Eine sehr verbreitete Praxis ist, sich am ersten Tag der Rauhnächte 13 Wünsche aufzuschreiben. Diese sollten aus deinem inneren kommen, am besten Meditierst du darüber oder machst eine schamanische Reise, um dich für deine Wünsche Inspirieren zu lassen. Diese werden dann auf Zettel geschrieben und jeden Tag wird ein Wusch verdeckt gezogen und verbrannt, um ihn der geistigen Welt zu übergeben. Die 12 verbrannten Wünsche werden sich über das Jahr hinweg manifestieren. Den letzten, übrig gebliebenen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen ist dann deine Aufgabe.

3. Traumtagebuch führen

Oft wird empfohlen, während dieser besonderen Zeit ein Traumtagebuch zu führen. Die Träume geben Aufschluss über das, was im nächsten Jahr wichtig ist, was sich manifestieren oder lösen will. Auch hier bezieht sich jede Nacht auf einen Monat im neuen Jahr.

4. Orakeln

Ähnlich wie beim erträumen des nächsten Jahres kannst du auch jeden Tag ein kleines Orakel abhalten. Das geht sehr gut mit Tarot-Karten oder einem Krafttier-Orakel. Du kannst zum Beispiel jede Nacht eine Karte ziehen und dann nachlesen, welche Qualität im entsprechenden Monat gefragt ist oder worauf du achten solltest. Führe auch beim Orakeln ein Tagebuch.

5. Rituelle Rahmenhandlungen

Damit ist gemeint, dass du durch kleine Handlungen, die du jeden Tag zusätzlich einbaust, mehr Tiefe in deine Rauhnächte bringst.

  • Du kannst jede Nacht eine Nuss Knacken, um symbolisch zum Kern der Sache vorzudringen
  • Du kannst jede Nacht eine Kerze anzünden, um zu zeigen dass du das Theme mit dem Licht des Bewusstseins durchdrungen hast
  • Du kannst jede Nacht ein paar Körner oder ein Stückchen Obst als Geisterspieße auf das Fensterbrett oder in den Garten legen, um den Geistern zu danken dass du nicht alles selbst machen musst

Ich wünsche dir viel Spaß und Tiefe beim begehen der heiligen Nächte!

Herzlich,

dein Manuel

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